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Platte des Monats Dezember 2015

Pelzig - Medium Cool World [Cargo]

Quelle: Cargo Records

Pelzig - Medium Cool World

Nach elf Jahren Pause kehrt die Ingolstädter Band Pelzig zurück. Mit ihrem fünften Album "Medium Cool World" stellt das Quartett eine gar nicht mal so winterliche "Platte des Monats Dezember".

Elf Jahre sind eine lange Zeit. Zeit, um sich musikalisch zu entwickeln, sich beeinflussen zu lassen, sich neu zu erfinden. Was findet man also vor, wenn man sich nach einer so langen Pause wieder an die Oberfläche begibt? Eine musikalisch und technisch veränderte Welt, in der die "Smombies" drohen, die Weltherrschaft zu übernehmen? Oder sieht man das Ganze eher positiv, entdeckt das Potenzial des Hier und Jetzt im Jahre 2015? Pelzig suchen berechtigterweise den Mittelweg und akzeptieren eine mittelmäßige, nicht gute und nicht schlechte Welt: eine Medium Cool World.    

Zwanzigjähriges Jubiläum

1995 - ein wichtiges Jahr in der Musikgeschichte, denkt man an Meilenstein-Alben wie (What's the Story) Morning Glory? oder Mellon Collie and the Infinite Sadness. Kaum einer wird dieses Jahr mit Bands wie Slut oder eben Pelzig verbinden, die sich um diese Zeit in Ingolstadt gegründet haben. Trotzdem sind beide Teil einer oberbayerischen Indie-Szene geworden, zu der unter anderem auch die Elektronik-Experten von The Notwist gehören.  

Pelzig werden fälschlicherweise immer noch als Nebenprojekt der deutlich bekannteren Gruppe Slut verstanden. Zwar teilen sich Pelzig die Mitglieder René Arbeithuber (Schlagzeug) und Rainer Schaller (Gitarre und Keyboards) mit den Ingolstädter Kollegen, haben über die Jahre aber immer eigenständig und autark ihre Musik komponiert und produziert.

Angenehm anstrengend

Eine Medium Cool World also. Dass die Stimmung des Albums nicht durchgängig positiv sein kann, ist selbstverständlich bei diesem Titel. Pelzig verzichten auf launische Gitarrenriffs, setzen vielmehr auf gekonnt gesampelte Synthie-Passagen mit düsteren Beats im Hintergrund. Dazu erklingt der nasale Gesang von Christian Schulmeyr, der hier und da an die Stimme eines Paul Banks (Interpol) oder Brian Molko (Placebo) erinnert. Mal gesprochen, mal geschrien und mal wunderschön gesungen sorgt Schulmeyr für sehr unterhaltsame und abwechslungsreiche Tracks. Seine Texte drehen sich teilweise um apokalyptische Szenarien, teilweise um depressive Gedankengänge: I think it's quite strange / the way it all changed / but nobody seems to be surprised heißt es zum Beispiel im Song Check Your iPod.  

In der Mitte des Albums sticht ein Stück ganz besonders heraus, der Titel-Song My Medium Cool World. Hier hört man überhaupt keine Gitarren, nur einen fetten Hip-Hop-ähnlichen Beat mit tief gesprochenen Versen im Vordergrund. Der Song ist ebenso überraschend wie herrlich düster. Mit dem Track No Routine Night beweisen Pelzig, dass sie auch nach 20-jähriger Bandgeschichte noch einen großartigen, klassichen Indie-Song schreiben können.   

Den krönenden Abschluss der 40-minütigen Platte bildet All Signals Off. Dieses Epos beginnt und endet im Stile einer Klavierballade, in der Mitte finden sich altbekannte wie großartige Synthie-Klänge wieder. Gitarrist und Keyboarder Rainer Schaller hat das Album übrigens im Alleingang produziert, man merkt die Band arbeitet gerne unter sich. Zurecht, denn die Produktion lässt an keiner Stelle zu wünschen übrig, der Sound kommt über das ganze Werk unglaublich authentisch rüber. Lediglich für den Mix haben sich Pelzig einen Helfer ins Boot geholt, in Form von Oliver Zülch (u.a. Produzent von The Notwist und Ms. John Soda).

Ein gelungener Jahresabschluss

Das lange Warten hat sich also gelohnt! Zwar ist Medium Cool World keine typische Winter-Platte, die man schön gemütlich in entspannter Atmosphäre hört. Pelzig laden einfach dazu ein, sich 40 Minuten auf ihren vielseitigen Musikstil zu konzentrieren, was auch leicht gelingt. Zum Abschluss des musikalisch aufregenden Jahres 2015 holt sich Medium Cool World damit den verdienten Titel "Platte des Monats Dezember"!    

Ein Geheimtipp: Live sollen die Jungs von Pelzig ja noch besser sein als auf Platte. Überzeugt euch davon am 21. Januar 2016 in der Milla!

"Medium Cool World" von Pelzig ist am 27. November 2015 bei Cargo Records erschienen.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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